Berufsbildung oder Schulausbildung? Abwägung und Entscheidung

Lehre, Mittelschule, Brückenangebote, Zwischenlösungen

Du steuerst in Richtung einer Weggabelung zu. Du wirst nach der obligatorischen Schulzeit einen der drei folgenden Wege beschreiten

  • Lehre
  • Mittelschule
  • Brückenangebote und Zwischenlösungen

Weggabelung

Vor und während deiner Berufswahlentscheidung triffst du immer eine Weggabelung an:

  • Überlege dir, bevor du dich für eine Schule anmeldest oder die Lehrstellensuche angehst, ob du den für dich richtigen Weg gehst.
  • Deine Leistungsvoraussetzungen müssen sich in jedem Fall mit den Anforderungen eines Lehrberufs oder einer weiterführenden Schule (z.B. Mittelschule) decken.

Welchem Pfad du folgst, hängt

  • beispielsweise von deinen schulischen Leistungen und Berufsinteressen ab und davon, wie klar du deine Berufsziele schon verortet hast,
  • natürlich auch von den Anforderungen und den schulischen Voraussetzungen des Lehrberufs, der Berufsfachschule oder der Schule ab,
  • und davon wie erpicht du darauf bist, weiterhin zur Schule zu gehen.

Sowohl eine berufliche Grundbildung (ohne/mit Berufsmaturität) wie auch eine Mittelschule halten eine Menge an Berufs- und Karriereoptionen offen.

Nach Abschluss einer Mittelschule kannst du übrigens immer noch eine Berufslehre anhängen.

Mittelschule

Berufslehre, Mittelschule

Bei den meisten Schülerinnen und Schülern trifft die Wahl auf eine Berufslehre oder Mittelschule.

Mittelschulen

Mittelschulen sind Schulen, die direkt an die obligatorische Schule anschliessen.
Ausschlaggebend für eine Schulausbildung an einer Mittelschule sind die schulischen Leistungen.

Weiterführende Informationen zu Mittelschulen findest du unter hier: Mittelschulen (Fachmittelschulen, Fachschulen, Gymnasium).

Um deine Schulkarriere an einer Mittelschule fortzusetzen, musst du dich an der Schule anmelden und/oder eine schulische Aufnahmeprüfung bestehen.

  • Du findest Informationen zu den Schulen und deren Angeboten auf der Webseite oder in der Informationsbroschüre der weiterführenden Schule. Dort sind auch die Zulassungs- und Übertrittsbedingungen der Schule veröffentlicht (z.B. prüfungsfreier Übertritt).
  • Nimm an den Informationsveranstaltungen der Schulen teil, um aus erster Hand mehr über die Schule, die Anmeldungsbedingungen und das Anmeldungsverfahren zu erfahren.
  • Frage deine Lehrer in der Schule oder deine/n Berufsberater/-in.
  • Suche das Berufsinformationszentrum (BIZ) auf.
  • Informiere dich auf den den jeweiligen Webseiten der Schulen.

Der Übertritt ins Gymnasium erfolgt - abhängig vom Kanton -

  • entweder nach dem Ende des 8. Schuljahres oder aber
  • nach dem 9. Schuljahr, also nach der obligatorischen Schulzeit
  • Ausnahme: Langzeitgymnasium

Für die Aufnahmeprüfungen für die Mittelschule (Gymnasium) werden Vorbereitungskurse während eines Schuljahrs (Tagesschule) angeboten.

Berufslehre und Lehrstellen

Die Lehre ist die beliebteste Ausbildung nach der obligatorischen Schulzeit.
Eine Lehre ist eine berufliche Grundbildung.

Eine Berufslehre erfolgt meistens in einem Lehrbetrieb.
In einigen Branchen und Berufsfeldern können Jugendliche eine berufliche Grundbildung in einer Schule erlernen (schulisch organisierte Berufsbildung).

Erfolgt eine Berufslehre in einem Lehrbetrieb, wird die berufliche Grundbildung in der Arbeit durch den Besuch der Berufsfachschule und überbetriebliche Kurse ergänzt.
In einigen Branchen und Berufsfeldern können Jugendliche eine berufliche Grundbildung in einer Schule erlernen (schulisch organisierte Berufsbildung), z.B.

  • in einer Lehrwerkstätte
  • an einer Handels- oder Wirtschaftsmittelschule (HMS)
  • an einer Informatikmittelschule (IMS) oder
  • an einer Fachschule.

Hier erfolgt die Lehre also in der Schule, häufig verbunden mit einem Praktikum in einem Unternehmen.

Kombination

Diese Mittelschulen sind Lehrbetrieb und Berufsfachschule in einem und führen häufig auch die überbetrieblichen Kurse durch (Lehre in Vollzeitschule).

  • Die berufliche Grundbildung erfolgt in diesem Fall also in der Schule in Vollzeit.
  • Nur das Praktikum erfolgt ausserhalb in einem Betrieb.

Erfüllst du die schulischen Voraussetzungen (Anforderungen) für ein Gymnasium, ist eine Mittelschule trotzdem nicht unbedingt der richtige Weg für dich.

  • Eine Mittelschule kommt für dich vielleicht nicht in Frage, weil du nicht nur theoretisches Wissen aneignen und Lernstoff büffeln, sondern praktisch tätig werden möchtest.
  • Eine Lehre kommt hier gerade recht.
  • Die Berufsmaturitätsschule, d.h. Berufsmittelschule erlaubt es dir, dich zusätzlich schulisch zu fordern und so gleichzeitig deine schulischen Ansprüche abzudecken.

Durch das flexible Berufsbildungssystem in der Schweiz wird dir kein Weg versperrt. Der Zugang zu einer Universität bleibt dir nicht verwehrt!

Grundsätzlich können auch Personen aus dem Ausland eine Berufslehre in der Schweiz absolvieren.

  • Darunter fallen nicht nur Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft, die für eine Lehre als Lernende in die Schweiz ziehen (mit Aufenthaltsbewilligung),
  • sondern auch Auslandschweizer und -schweizerinnen, die für eine Lehre in ihr Heimatland, die Schweiz zurückkehren.

Vorgaben und Bedingungen

Zukünftige Lernende aus den EU-Staaten und den EFTA-Staaten haben eine vollständige Personenfreizügigkeit.

  • Das heisst, sie können in die Schweiz einreisen, benötigen aber als Arbeitnehmer oder -nehmerin ab einer Anstellung von mehr als drei Monaten eine Aufenthaltsbewilligung.
  • Diese wird unter dem Nachweis des Lehrarbeitsverhältnisses erteilt.
  • Die kantonale Fremdenpolizei (Migrationsbehörde) und die zuständige Arbeitsmarktbehörde wissen mehr.

Für Lernende aus den übrigen Ländern (Nicht-EU oder Nicht-EFTA-Staaten) gelten zusätzliche arbeitsmarktrechtliche Beschränkungen.

  • Auch hier geben die kantonale Fremdenpolizei und
  • die Arbeitsmarktbehörde beziehungsweise kantonalen Berufsbildungsämter Auskunft darüber.

In der Schweiz wohnhafte Ausländerinnen und Ausländer mit einer Niederlassungsbewilligung (Niederlassungsbewilligung C; Ausweis C) können ohne Bewilligung durch die Fremdenpolizei eine berufliche Grundbildung antreten.

  • Dazu zählen auch eingebürgerte Schweizerinnen und Schweizer mit vorheriger ausländischer Staatsbürgerschaft
  • oder Schweizer, Schweizerinnen/Ausländer, Ausländerinnen mit einer doppelten Staatsbürgerschaft.

Mehr zu Lehre und Lehrstellensuche findest du in den folgenden Schritten 11. -22. der Zeitabfolge.
Vertiefungsinformationen zur Lehre: Berufslehre.

Brückenangebote und Zwischenlösungen

Brückenangebote und Zwischenlösungen sind Alternativen zur Lehre oder einer Mittelschule, auf die Schülerinnen und Schüler ausweichen können.

Sie kommen vor allem ins Spiel, wenn

  • du weiterhin keine klare Ahnung hast, welchen Lehrberuf du ergreifen möchtest oder welche Schulausbildung für dich richtig ist,
  • du für deine Berufswahl mehr Zeit benötigst, da du dich noch für keinen Lehrberuf entscheiden konntest,
  • du dich schwer tust, eine Lehrstelle zu finden,
  • du eine Berufslehre nicht direkt nach deiner obligatorischen Schulzeit beginnen kannst,
  • dir noch Rüstzeug für eine Berufslehre fehlt.

Ist eine Schule oder ein Lehrstellenplatz momentan ausser Reichweite?

Brückenangebote und Zwischenlösungen bezeichnen alle Angebote, die die Lücke zwischen der obligatorischen Schulzeit und

  • einer darauffolgenden Lehre oder
  • weiterführenden Schule

füllen respektive schliessen.

Zusätzliche Informationen und Beratungsleistungen zu Brückenangeboten und Zwischenlösungen findest du beispielsweise auf der Webseite unter www.berufsberatung.ch.

Brückenangebote

Brückenangebote sind für Schulabgänger und Schulabgängerinnen bestimmt, die keinen Ausbildungsplatz oder noch keine Anschlusslösung gefunden haben.

Mit einem Brückenangebot überbrückst du die Zeit zwischen der obligatorischen Schulzeit und dem Beginn einer Ausbildung (berufliche Grundbildung oder schulische Ausbildung)

  • Es gibt öffentliche und private Brückenangebote.
  • Darunter sind Angebote, die nicht kostenlos sind.
  • Brückenangebote dauern im Allgemeinen zwischen 6 und 12 Monaten.

Zu Brückenangeboten zählen:

  • 10. Schuljahr / Berufswahljahr / Berufsvorbereitungsjahr:
    Eine Auswahl Anbieter findest du beispielsweise auf dem Bildungsportal ausbildung-weiterbildung.ch: www.ausbildung-weiterbildung.ch.
  • Vorbereitung auf Mittelschulen: Mittelschulvorbereitungsjahr/-halbjahr
    Die Mittelschulvorbereitung ist ein Brückenangebot zur Klärung der Berufswahl und Vorbereitung auf schulische Ausbildungsangebote wie z.B. das Gymnasium.
  • Berufsintegrationsprogramme / Berufsfindungsklasse
  • Einstieg in die Berufswelt:
    Einstieg in die Berufswelt ist ein Arbeits- und Bildungsprogramm für Jugendliche, die im Anschluss an die Schule keinen Ausbildungsplatz gefunden haben und beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum RAV gemeldet sind.
  • Beschäftigungsprogramme und Motivationssemester
    Für Jugendliche, die trotz Unterstützung keine Lehrstellen finden, gibt es Beschäftigungsprogramme und Motivationssemester (RAV: www.sdbb.ch; SEMO www.ch-semo.ch.
  • Angebot: Vorbereitung auf Berufe oder weiterführende Schulen
    Dazu zählen Vorschulen/Vorkurse für ein bestimmtes Berufsfeld, eine spezifische Unternehmensbranche, eine weiterführende Schule oder Ausbildungsgänge.
  • Angebot: Berufsfeldbezogene Angebote, Kurse, Vorkurse
    Diese Angebote sind auf spezifische Berufsfelder ausgerichtet und Vorstufe für eine spätere Berufslehre.

Vergleiche die Angebote (wie übrigens auch die Zwischenlösungsoptionen). Gleiche sie mit deinen Zielen, die du im Folgejahr nach der obligatorischen Schulzeiterreichen möchtest, ab.

Stell dir Fragen wie diese:

  • Lerne ich im 10. Schuljahr dazu oder verbummle ich meine Zeit, nur weil ich mir einen bestimmten Lehrberuf (den auch nach dem 10. Schuljahr nicht auf sicher habe) in den Kopf gesetzt habe?
  • Was spricht dagegen, vom Lehrberuf abzurücken und auf eine Lehrberufsalternative umzusatteln?
  • Habe ich mich auf einen Lehrberuf eingeschossen, finde aber keine Lehrstelle und wähle deshalb ein Brückangebot?
  • Habe ich als Schüler auch andere Lehrberufe in Betracht gezogen, die auch passen könnten? Merke: Es gibt mehrere Lehrberufe, für die du dich eignest (und die dir gefallen könnten).

Privatschulen

  • In der Datenbank des Verbands schweizerischer Privatschulen (VSP) sind die privaten Schulen der Schweiz gelistet, z.B. Berufswahlschulen und Schulen für Sprachjahr in der französischen Schweiz: www.swiss-schools.ch.
  • Eine Beratung im Bereich nationaler und auch ausländischer privater Schulen listet die Agentur für Privatschulen auf: www.privatschul-beratung.ch.

Zwischenlösungen

Neben Brückenangeboten sind Zwischenlösungen eine Möglichkeit, sich nach der obligatorischen Schulzeit beruflich zu orientieren und auszurichten.

Zu den Zwischenlösungen zählen

  • Sprachaufenthalte
  • Arbeits- und Sozialeinsätze, Aushilfsjobs
  • Austauschprogramme
    Der Dachverband für Jugendaustausch INTERMUNDO hat auf der Webseite www.intermundo.ch eine Suchmaschine für interkulturelle Austauschprogramme veröffentlicht.
    Hierzu auch Bundesamt für Migration: www.swissemigration.ch
  • Sozialjahr
    www.sozialjahr.ch
  • Praktikum: Praktika in einem Unternehmen oder einer Institution

Während der Zwischenlösung solltest du dich trotzdem und weiter mit der Berufswahl und der Lehrstellensuche befassen.

Keine Anschlusslösung

Keine Anschlusslösung heisst: Du hast weder eine Lehrstelle gefunden noch kannst du mit einem Brückenangebot oder einer Zwischenlösung rechnen.

Keine Anschlusslösung zu haben, bedeutet Alarmstufe rot

  • Nicht jeder Jugendliche schafft den Übergang von der Schule in den Lehrberuf (oder weiterführende Schule) auf Anhieb. Das ist bitter, aber ganz sicher nicht das Ende.
  • Zeichnet sich keine Anschlusslösung nach der obligatorischen Schulzeit ab, musst du frühzeitig handeln. Schlimm wäre, untätig zu bleiben.

Hast du keine Anschlusslösung gefunden? Weisst du nicht weiter? Droht nach der obligatorischen Schulzeit eine Lücke im Folgejahr mit Stillstand, Langeweile, Herumhängen?

Jetzt solltest du dir unverzüglich Hilfe suchen, z.B. bei deinen Lehrpersonen und der Berufsberatungsstelle

  • Im letzten Schuljahr bietet die Berufsberatungsstelle allen Jugendlichen, die noch keine Anschlusslösung ausgemacht haben, eine umfassende Unterstützung
  • Dies geschieht in enger Absprache und Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen deiner Schulklasse

Vorableistungen

Hast du eine Brückenangebot oder eine Zwischenlösung auf sicher, lehne dich nicht zurück.

Leiste Vorarbeit, damit du vom Brückenangebot oder der Zwischenlösung für deine Berufswahl und Berufsfindung profitieren wirst.

Bevor du mit dem Brückenangebot oder der Zwischenlösung beginnst, lohnt es sich zuvor

  • erneut eine Standortbestimmung vorzunehmen (am besten mit der Berufsberatungsstelle),
  • zu überdenken, welche Ziele du in dem Zwischenjahr erreichen möchtest,
  • woran du an dir arbeiten möchtest, inbesondere
    • wie du deine Leistungsvoraussetzungen verbessern und/oder erwerben kannst und
    • wie du dein Wissen erweitern kannst,
  • welche Kosten du beziehungsweise deine Eltern tragen können (einige Angebote sind kostenpflichtig).

Folgeschritt: Berufswahlentscheidung

Berufswahlentscheidung: Ausgangsposition

Die Berufswahlentscheidung rückt immer näher.

Nachdem du beide Berufsinformationswelten (Berufsentdeckung und Berufserkundung) durchlebt hast, findest du dich in einer der folgenden Ausgangspositionen wieder:

  • Dank der Schnupperlehren ist dir klarer geworden, welche Berufe dir zusagen. Jetzt musst du dich für einen davon entscheiden.
  • Du weisst jetzt nach einer oder mehreren Schnupperlehren, welchen Beruf du ergreifen willst oder wurdest in deiner Wahl bestätigt.
  • Du wusstest schon vor der Schnupperlehre, welchen Beruf du erlernen möchtest.
    • Nach mehreren Schnupperlehren in Lehrbetrieben, ist dir klar, in welchem Lehrbetrieb du die berufliche Grundbildung angehen möchtest.
    • Auch deine Annahmen zum Lehrberuf wurden bestätigt.
  • Umgekehrt wurdest du vielleicht darin bestärkt, deine Schullaufbahn nach der obligatorischen Schulzeit fortzusetzen; wenn der Weg nicht schon vorher auf Schule vorgespurt war.
  • Für dich ist noch vieles ungewiss.
    Nicht alle Schüler wissen schon am Ende des 8. Schuljahres, in welchem Beruf sie eine Lehre suchen sollen oder wie es weitergehen soll. Einige unter ihnen wissen es auch im 9. Schuljahr noch nicht, trotz Schnupperlehren. Es ist nicht schlimm, wenn du dazu gehörst.
    • Du schwenkst auf Schnupperlehren in anderen Lehrberufen um, die du noch nicht oder zu wenig beachtet hast.
    • Du befasst dich jetzt mit Brückenangeboten und Zwischenlösungen und/oder suchst die Berufsberatungsstelle (www.berufsberatung.ch; www.ffbb.ch) auf.

Berufsinformationswelten vereint

Du hast jetzt beide Berufsinformationswelten erfahren.

  • Du bist in die Berufsinformationswelt Berufsheorie eingetaucht.
  • Danach oder gleichspurig hast du dich in der Berufsinformationswelt Berufspraxis bewegt.

Im Zuge deiner Berufswahlentscheidung wirst du beide Berufsinformationswelten in Etappe Informationsauswertung abschliessend zusammenführen und auswerten, wie du es zwischendurch in einer Zwischenbilanz auch schon gemacht hast.